Die liberale Demokratie ist in der Krise, nicht nur in Peripherien der demokratischen Welt, sondern auch in Westeuropa und den USA. Angesichts aktueller Entwicklungen lädt das Zentrum für Südosteuropastudien der Karl-Franzens-Universität Graz von 1. bis 3. Oktober 2015 zum internationalen Symposium „Populism, majoritarianism and crises of liberal democracy: Modes of illiberal governance in comparative perspective“. Im Zentrum der Betrachtung steht dabei die Türkei, die in den vergangenen Jahren einen überraschenden Ent-Demokratisierungsprozess durchlaufen hat. Es stellt sich nun die Frage, ob das Land vor einem Wechsel der politischen Regime steht: von einer instabilen, aber funktionierenden Demokratie zu einem undemokratischen Arrangement der politischen Kräfte. Darüber hinaus widmen sich zahlreiche Beiträge vergleichenden Fallstudien aus Südost- und Osteuropa sowie aus dem Nahen Osten und Lateinamerika.
Viele Politikbereiche, über die früher demokratisch entschieden wurde, sind ausgelagert worden. Globale Unternehmen und überstaatliche Institutionen wie die Europäische Union haben ein Maß an Entscheidungsmacht kumuliert, deren demokratische Kontrolle nicht mehr gewährleistet ist. Transnationale Migrationsbewegungen, Flüchtlingsströme und Terror sind ein zentraler Aspekt dieser „brave new world“. Demokratiemüdigkeit und Politikverdrossenheit breiten sich aus. Im Kontext dieser Krise befasst sich die Konferenz mit der Frage, welche Formen der Bedrohung von Populismus und Majoritarianismus ausgehen und wie post-demokratische Gesellschaften „funktionieren“. Neben PolitologInnen werden sich auch SoziologInnen, KulturwissenschafterInnen und ReligionswissenschafterInnen mit „illiberalen Regierungsformen“ auseinandersetzen.
Das Symposium ist das erste seiner Art und bildet den Auftakt für eine Reihe von Veranstaltungen, die im Rahmen des Konsortiums für Europäische Symposia zur Türkei in den nächsten Jahren an verschiedenen europäischen Universitäten stattfinden werden. Das Konsortium wurde im vergangenen Jahr in Graz zusammen mit VertreterInnen führender Zentren der Türkeiforschung in Europa gegründet und zählt unter anderen die Universitäten Oxford, Cambridge, Leiden und Paris zu seinen Mitgliedern.
Populism, majoritarianism and crises of liberal democracy: Modes of illiberal governance in comparative perspective
Wann: 1. bis 3. Oktober 2015
Wo: Karl-Franzens-Universität Graz
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Die Konferenzsprache ist Englisch.