Anmeldung bis 20.10.2013, 00:00
Workshop mit Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Bettina Rabelhofer & Mag. Marlies Breuss (Universität Graz)
Der Workshop versteht sich als Plädoyer dafür, Subjektivität und wissenschaftliche Konzepte in ihrer produktiven und unabdingbaren Verbindung anzuerkennen. Es macht einen Unterschied, Kafka zu ‚bedenken‘ oder ihn zu ‚begreifen‘. Ohne Letzteres ist Ersteres nur unvollständig zu haben. Literatur und auch Wissenschaft sind ohne Aisthesis, ohne sinnlichen Zugang, nicht zu haben. Texte sollen sich, wenn möglich, im Körper einnisten, bevor der Kopf das Verspürte dann tastend einholen und reflektierend nachvollziehen kann. Texte eröffnen, so sich die und der Lesende nicht aus falsch verstandener Objektivität verschließen, intermediäre Erfahrungsräume, indem sie die Lust an der Imagination schüren und sich gleichsam von innen heraus vernehmbar und spür-bar machen. Durch die sinnliche und intellektuelle Provokation des literarischen Textes kann das Bedürfnis nach ‚Wissen‘ und der Wunsch nach Wissen-Wollen – nach ‚Literaturwissenschaft‘ – erst entstehen. Schüler und Schülerinnen sind in einer neuralgischen Phase ihres Lebens, in der sie um Individuation und Identität ringen, wenn die Schule einen Großteil ihrer Zeit in Anspruch nimmt. Im entwicklungspsychologischen Übergangs-raum der Adoleszenz findet der Abschied von der Kindheit statt. Für diese Phase, die Trauer- und Schöpfungsarbeit zugleich ist, bedarf es Raum und Zeit, um die innere Welt von Selbst und Objekten neu zu konturieren. Junge Menschen begeben sich oft nur tastend in die Übergangsräume jener ‚anderen‘ Welt, die die Vertrautheiten des Kindseins hinter sich lässt. Sie betreten lesend, schreibend, schauend, hörend die Räume des Imaginären, sei es in der Bildenden Kunst, Literatur oder Musik. Diese Umbruchsphase gilt es mitzubedenken, wenn es um Literaturunterricht geht: Ein ausschließliches Beharren auf das Sich-Abarbeiten an einem wie auch immer gearteten Bildungskanon hieße auch, Schülerinnen und Schüler um ihre Gegenwärtigkeit zu bringen, um ihre Präsenz in den je eigenen Imaginationsräumen. In diesem Sinn wollen wir im Workshop dramapädagogische Textzugänge ausloten, das poetische Schreiben erproben und literarische Gespräche führen, ohne die Ansprüche außer Acht zu lassen, die Literaturwissenschaft stellt, und im Bewusstsein der Angebote, die sie in Fülle bereithält.