Prof. Dr. Joachim Schlör
Major Strasser: “You know the leaders
of the underground movement
in Paris, in Prague, in Brussels, in
Amsterdam, in Oslo, in Belgrade, in
Athens.”
Victor Laszlo: “Even in Berlin.”
Die wichtigste Frage: warum es Victor Laszlo – oder jemanden wie ihn, als
Leitfigur des europäischen Widerstands gegen den Faschismus – nicht in
der Wirklichkeit gegeben hat, kann wohl nicht beantwortet werden. Er ist:
eine Film-Figur („Casablanca“, 1942, R: Michael Curtiz), eine unerfüllte
Hoffnung, geformt vom Milieu und von der Melancholie der europäischen
Emigranten im Hollywood der 1940er Jahre. Mit diesem Milieu (und seinem
Nachleben, von Gundolf S. Freyermuth schon 1985 erforscht) wird sich der
Vortrag ebenso befassen wie mit „dem Mann, der Victor Laszlo war“: Paul
Henreid, geboren als Paul von Hernried 1908 in Triest. Die verwendeten
Quellen stammen großenteils von Henreids Tochter Monika, die ein Erinnerungsprojekt
„Beyond Victor Laszlo“ bearbeitet.
Damit wird ein Beitrag zur kulturwissenschaftlichen Migrationsforschung
ebenso angestrebt wie eine Einsicht in das spezifische Milieu der Protagonisten
von „Casablanca“ – vor allem aber soll der Vortrag die Frage stellen,
wie und wieso allen beteiligten Wissenschaften in den letzten Jahren das
Thema des Widerstands gegen den Nationalsozialismus so sehr aus dem
Blickfeld geraten ist.