Schreiben im Fach - oder: Über die Aufweckung der in jedem Lernenden schlummernden Systeme
An pragmatischen Konzepten für die Anbahnung von Schreib- bzw. Textkompetenzen mangelt es nicht, vor allem wenn es um den Deutsch- bzw. Sprachunterricht geht. Viele dieser Konzepte haben ballistischen
Charakter, indem sie Schreibhandlungen – einmal in Gang gesetzt – als vorgeplanten und in bestimmte Abschnitte zu gliedernden Weg modellieren, der zu einem erwünschten Produkt führt. Sie sichern – und das ist
ihr Vorteil – den Erwerb von Schreibkompetenz „nach unten“ ab, ermöglichen also SchülerInnen Lernerfolge, die sprachlichen Risikogruppen zugerechnet werden können. Sie passen gut zu den künstlichen
Schreibsituationen des Aufsatzunterrichts mit entsprechenden Normvorgaben bezüglich Thema, Genre, Zeitkontingent etc. Das heuristische bzw. epistemische Schreiben im Fachunterricht stellt die Schreibnovizen
vor komplexere Herausforderungen, indem sie mit zwei vorbewussten Systemen – fachbezogene Wissensorganisation und Diskursorganisation – umgehen müssen. Es werden Überlegungen angestellt, mit welchen Scaffolds der Fachunterricht das Zusammenwirken der beiden Systeme unterstützen kann.
Dr. MR i.R. Eike Thürmann
Vormals im Ministerium für Schule und Weiterbildung NRW zuständig für Curriculum- und Qualitätsentwicklung, z.Z. Lehraufträge in den Bereichen Sprachlehrforschung und Deutsch als Zweit-/Fremdsprache, Expertentätigkeiten für den Europarat und die Zentralstelle für das deutsche Auslandschulwesen.