Preisträgerlesung
Der diesjährige Preisträger Herbert (Harry) Kuhner liest Lyrik und Prosa.
Lesung der deutschen Texte: Stefan Suske
Laudatio: Karl Müller (Vorsitzender der Theodor Kramer Gesellschaft, Universität Salzburg)
Die 1984 gegründete Theodor Kramer Gesellschaft vergibt seit 2001 alljährlich den mit Euro 7.300,- dotierten Theodor Kramer Preis für Schreiben im Widerstand und im Exil.
Gewürdigt werden soll mit ihm nicht die literarische Qualität allein, sondern darüber hinaus die Haltung und das Schicksal der Preisträgerin oder des Preisträgers.
Herbert Kuhner lebt als österreichischer Schriftsteller englischer Sprache in Wien, überträgt sich selbst ins Deutsche und ist als Übersetzer österreichischer, slowenischer und kroatischer Lyrik ins Englische hervorgetreten. Er ist zugleich Entdecker ungekannter AutorInnen geworden, so in seiner Anthologie jüdischer Gedichte aus Nachkriegsösterreich.
In seinen Prosastücken, Erinnerungen, Gedichten, Polemiken sucht er Verständigung, nicht Versöhnung. Seine Perspektive bleibt die des aus dem Exil Zurückgekehrten, dem das Leben in Österreich nicht einfach selbstverständlich ist. Er sieht Kontinuitäten, wo andere Neues erwacht glauben, Kontinuitäten des routinierten Umgangs mit geschehenem Unrecht, des fraglosen Weiterspinnens einer Wunsch- und Fantasiewelt, die ihre Realisierung einst in den Krematorien der Konzentrationslager fand.
Kuhner ist also ein Aufklärer, aber auch ein Träumer, der eine Gegenwart erhofft, die sich nicht mit den in der Vergangenheit geschaffenen Tatsachen abfindet, die Humanismus nicht für obsolet erklärt, sondern als Aufgabe ansieht. (Auszug aus der Preisbegründung)
Herbert (Harry) Kuhner
Geboren 1935 in Wien. Gemeinsam mit den Eltern emigriert Herbert Kuhner im Juli 1939 nach London. Nach einem Aufenthalt in der Nähe von Edinburgh (Schottland) gelingt der Familie Mitte 1940 dank eines Affidavits von Felix Frankfurter die Weiteremigration nach New York. Von 1954 bis 1958 studiert Herbert Kuhner an der Columbia University (NY) Literature and Languages (Deutsch und Französisch). Nach seinem B.A.-Abschluss arbeitet er ein Jahr als Angestellter bei der Atombehörde der Vereinten Nationen in Wien. 1960 folgt seine Anstellung bei der UNO in New York. In diese Zeit fällt die Arbeit an seinem Roman Nixe. Im Oktober 1963 kehrt Herbert Kuhner nach Österreich zurück. Seither lebt er als unermüdlicher Kritiker österreichischer Nachkriegsmentalität, freier Schriftsteller und Übersetzer in Wien.
Veröffentlichungen u.a.: Nixe (Roman; Engl.: 1968); Der Ausschluß. Memoiren eines Neununddreißigers (1988); Wortweben/Webs of Words. Österreichische P.E.N.-Lyriker /Austrian P.E.N. Poets (Übersetzer u. Herausgeber, 1991); Liebe zu Österreich/ Love of Austria. Lyrik – Poetry (1998); Minki die Nazi Katze und die menschliche Seite (Prosa, 1998).