omo – Mensch aus Schrift, Mensch als Schrift
Der Vortrag beschäftigt sich mit einem Motiv der mittelalterlichen Literatur, das einerseits überaus prägnant ist, sich andererseits nur ganz selten, dafür aber in prominenten Texten belegen lässt: Es handelt sich um die Vorstellung, dass im Gesicht des Menschen sein Name als Schriftzug zu lesen sei bzw. der Mensch überhaupt wie ein beschriebenes Pergamentblatt aussehe. Die einschlägigen Belege finden sich in Dantes Commedia, in einer Predigt Bertholds von Regensburg und in Wolframs Parzival. Sie geben vielschichtigen Aufschluss über mittelalterliche Schriftkonzepte und Verfahren der Sinnstiftung, die der vermeintlichen Festigkeit des Mediums zum Trotz eine eminent poetische Dynamisierung erfahren.