Festveranstaltung anlässlich des 65. Geburtstages von Dekan Univ.-Prof. Dr. Dr.h.c. Helmut Konrad
Unter den vielfältigen Anstößen, die vom Historiker Helmut Konrad
die Zeitgeschichtsforschung sowie Gesellschaftspolitik ausgingen, nimmt die kritische Auseinandersetzung mit dem Konzept „Heimat”, dem er sich in verschiedenen Variationen widmet, einen zentralen Stellenwert ein.
Ausgehend von der in den 1980er Jahren virulenten Diskussion um
österreichische Vergangenheitsbewältigung spiegeln Auseinandersetzungen um den Begriff sowohl eine wissenschaftliche als auch eine persönliche Distanzierung von jenem gesellschaftspolitischen Konsens wider, der die österreichische (Mit-)Beteiligung, -Schuld und -Verantwortung am verbrecherischen
NS-Regime auf kollektiver wie individueller Ebene weitgehend
geleugnet und den österreichischen Opfermythos betont hatte.
Vor diesem Hintergrund widmet sich das Symposium dem Beitrag der
Zeitgeschichtsforschung zu einer kritischen Debatte um das Konzept
„Heimat”, die sich als Gegeneinschreibung und Neupositionierung seit knapp 30 Jahren in Wissenschaft, aber auch Kunst und Literatur nachzeichnen lässt. Aus interdisziplinärer Perspektive wird diskutiert, ob und auf welche Weise „Heimat” als Abgrenzungsfolie in der gegenwärtigen österreichischen Kunst und Zeitgeschichte fungiert. Welche intellektuellen Positionen zwischen Aufbegehren gegen Obrigkeit und Anpassung/Unterordnung werden in dieser Abgrenzung vom Konzept „Heimat” im Rahmen spezifischer Generationserfahrungen sichtbar? Inwieweit verschränken sich im Bild der Landschaft ambivalente Erzählstränge, finden sich Neucodierungen, invertierte kulturelle Deutungen, subversive Interpretationen von „Heimat”?
Programm:
Josef Winkler (Klagenfurt) liest aus Roppongi.
Requiem für einen Vater (2007)
Joanna Drynda (Poznań), Heimat, Landschaft,
Identität in der österreichischen Gegenwartsliteratur
Reinhard Kannonier (Linz), Reflexionen zur
Neukonzeption von Heimat, Region, Dorf und
Landschaft zwischen Kunst und Geschichte
Anschließend Gespräch zum Thema mit Joanna Drynda,
Reinhard Kannonier, Josef Winkler und Helmut
Konrad (Moderation: Regina Guhl)
Musikalische Gestaltung: Bertl Mütter mit seinem Mut!horn