Lyrik im Literaturhaus
Donnerstag, 29. Jänner 2015, 19 Uhr
Reihe LYRIK
LYRIK IM LITERATURHAUS
„Gedichte, so glaubte ich, sind eine Art Sprache gewordene Schutzengel“ (Andre Heller)
Mit: Michael Donhauser, Ulrike Draesner, Maja Haderlap, Evelyn Schlag, Julian Schutting
Moderation: Jochen Jung
Musik: Stippich & Stippich
Michael Donhauser liest aus Variationen in Prosa (Matthes &Seitz, 2013).
Variationen in Prosa sind höchst kunstvolle Prosagedichte von musikalischer Eindringlichkeit, in denen sich Form und Inhalt untrennbar verschränken. Das Entstehen und Vergehen in der Natur spiegelt sich in den fließende Assoziationen, in den in sich gewundenen, am Material der Sprache sich entlang hangelnden und mäandernden Satzgebilden: da blüht und verwelkt, da sinkt und steigt, da wird und vergeht. Donhauser folgt dem jahreszeitlichen Verlauf wie dem unaufhörlichen Wechsel von Tag und Nacht und entwirft einen paradiesischen Sprachgarten, ein Kunstwerk, das durch Schönheit und Pracht, durch Fülle und Konsequenz tiefe Einsichten in das Wesen der Natur und des Lebens gewährt. (zu: Variationen in Prosa, Matthes &Seitz)
Michael Donhauser
Geboren 1956 in Vaduz / Liechtenstein, lebt seit 1976, unterbrochen durch einen zweijährigen Paris-Aufenthalt, in Wien. Freischaffender Dichter, Autor von Lyrik- und Prosabänden sowie Romanen. Veröffentlichungen u.a.: Der Holunder (Prosagedichte, 1986); Edgar (Erzählung, 1987); Die Wörtlichkeit der Quitte (1990); Das neue Leben. 78 Dreizeiler (1994); Die Gärten. Paris (2000); Vom Schnee (2003); Vom Sehen (2004); Nahe der Neige (2009); Variationen in Prosa (2013).
Ulrike Draesner liest aus Subsong (Luchterhand 2014).
„Subsong“, „whisper song“ oder „Plaudergesang“ ist ein leiser Vogelgesang: Eine Ansammlung vertrauter Rufe und neuer Lautserien, aus dem Augenblick entstanden, aus Freude. Gedichte als Subsongs. Da wird Wortschatz weitgesungen, da dehnt die Liebe immer beides, Sprache und Herz. Subsongs sind besonders schön: sie haben keine Funktion. Es wird familiengeschwätzt, gelallt, versucht. Ohne es zu bemerken beobachtet man Poesie. Ulrike Draesner „poetisiert die Welt“: Indem sie ihr ihre Töne abnimmt, sie in Sprache übersetzt. Exakt. Melodiös. Lächelnd zugewandt. (zu: Subsong, Luchterhand)
Ulrike Draesner
Geboren 1962 in München, studierte Anglistik, Germanistik und Philosophie. Übersetzung von Gedichten aus dem Englischen u.a. Hilda Doolittle, Heimliche Deutung (2006) sowie die Radikalübersetzungen von Shakespearesonetten : to change the subject (2000). Gast- und Poetikdozenturen in Kiel, Birmingham, Bamberg und am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Sie lebt als Romanautorin, Lyrikerin und Essayistin in Berlin. Mehr unter www.draesner.at. Veröffentlichungen u.a.: gedächtnisschleifen (Gedichte, 1995); für die nacht geheuerte zellen (Gedichte, 2001); kugelblitz (Gedichte, 2005); Spiele (2005); berührte orte (Gedichte, 2008), Vorliebe (2010); Richtig liegen. Geschichten in Paaren (Erzählungen, 2011); Sieben Sprünge vom Rand der Welt (2014); Subsong (Gedichte, 2014).
Maja Haderlap liest aus langer transit (Wallstein 2014)
Maja Haderlaps Gedichte haben etwas zu erzählen. Sie sprechen mit faszinierender Eindringlichkeit von Fremdsein und Nachhausekommen, von weiten Landschaften und engen Behausungen, von Menschen, die unterwegs sind: auf der Suche nach dem, was ihr Leben ausmachen könnte. Das kann der Andere sein, der Nächste, die Gemeinschaft, das kann die Einsamkeit oder das Gedicht selbst sein, für das eine Sprache gefunden werden muss. Tiefe Emotionalität stellt sich her, gerade weil sie nicht beschworen wird. (zu: langer transit, Wallstein)
Maja Haderlap
Geboren 1961 in Eisenkappel/Zelezna Kapla. Studium der Theaterwissenschaft und Germanistik. 15 Jahre Chefdramaturgin am Stadttheater Klagenfurt. Sie unterrichtet an der Alpen-Adria Universität Klagenfurt. Haderlap veröffentlichte auf Slowenisch und Deutsch Gedichte und Essays sowie Übersetzungen aus dem Slowenischen. Ihr Romandebüt Engel des Vergessens (2011) wurde u.a. mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet.
Veröffentlichungen u.a.: Bajalice (Gedichte,1987); Gedichte – Pesmi – Poems (1989); Engel des Vergessens (2011); langer transit (Gedichte, 2014).
Evelyn Schlag liest aus verlangsamte raserei (Zsolnay 2014).
Die neuen Gedichte von Evelyn Schlag nehmen uns mit auf Reisen. Zeitreisen in die Geschichte – die eigene, die der Landschaft und die der Welt. Auch um die Realität und ihre Auflösung in der Fiktion, im Märchen, um die Natur im Vorüberziehen geht es in den acht Zyklen der Österreicherin. Und es geht – wie oft bei Evelyn Schlag – um die Liebe, die Arten der Liebe und der Beziehungen. Die Verbundenheit mit der angloamerikanischen Tradition bewahrt diese Oden an das Sinnliche dabei vor dem Sentimentalen. (zu: verlangsamte raserei, Zsolnay)
Evelyn Schlag
Geboren 1952 in Waidhofen an der Ybbs, wo sie auch lebt. Sie studierte Germanistik und Anglistik an der Universität Wien. Seit Mitte der 70er Jahre schriftstellerisch tätig. Viele Lesereisen durch Europa und Nordamerika.
Veröffentlichungen, zuletzt: Brauchst du den Schlaf dieser Nacht (Gedichte,2002); Das L in Laura (2003); Architektur einer Liebe (2006); Sprache von einem anderen Holz. Gedichte (2008), Die große Freiheit des Ferenc Puskás (2011); verlangsamte raserei (Gedichte, 2014).
Julian Schutting liest aus Der Schwan ( Jung & Jung 2014).
Manches ist Dichtern und Liebenden gemeinsam und erscheint bei liebenden Dichtern mit doppelter Intensität: die Erinnerung an mit der Geliebten Erlebtes und vor allem die Fantasie, die nicht zuletzt hilft, Versäumtes und Verweigertes auszumalen als Ereignis. Julian Schutting, ein Meister des Konjunktivs, versteht es wie kaum einer, das im Gedicht zu entfalten und scheinende Wirklichkeit werden zu lassen. Bildung und Einbildung gehen bei diesem Dichter einen inspirierenden Bund ein. Julian Schutting ist ein Romantiker, der mit Hilfe von Sehnsucht und Grammatik Träume realisiert. Bei ihm verbergen sich im Unschuldsgewand des Schwans Liebesattacken, die ihn auf ganz eigene Art in die Reihe der großen Liebenden der Literatur stellen. (zu: Der Schwan, Jung und Jung)
Julian Schutting
Geboren 1937 in Amstetten / NÖ, lebt als freier Schriftsteller in Wien. Studium der Geschichte und Germanistik an der Universität Wien. Ausbildung in Fotografie an der Grafischen Lehr- und Versuchsanstalt. Seit den frühen 70er Jahren Prosa- und Lyrikveröffentlichungen, seit 1973 Mitglied der Grazer Autorenversammlung.
Veröffentlichungen, zuletzt u.a.: Übereinstimmungen (2006); Zu jeder Tageszeit (2007); An den Mond (Gedichte, 2008); Über das Vergnügen am Gehen (2009); Am Schreibplatz (2010); Theatralisches (2012); Die Liebe eines Dichter (2012); Der Schwan (2014).
Jochen Jung
Geboren 1942 in Frankfurt am Main, aufgewachsen in Eckernförde an der Ostsee, lebt in Salzburg. Studium der Germanistik und Kunstgeschichte in Zürich, Berlin und München. 1975 - 2000 zuerst Lektor und dann viele Jahre Leiter des Residenz Verlags in Salzburg. 2001 gründete er den „Jung und Jung Verlag"; Autor und Herausgeber zahlreicher literarischer Anthologien.
Veröffentlichungen, zuletzt: Das süße Messer (2009); Wolkenherz (2012);