Vortrag von Dr. Gilles Reckinger (Luxemburg) mit dem Titel "Incontri al ponte dell' Europa – Begegnungen am Rande Europas"
Lampedusa – eine kleine italienische Insel im Mittelmeer. Klein genug, dass man sie getrost immer wieder vergessen konnte in Rom und in Brüssel – wären da nicht Zehntausende von Bootsflüchtlingen aus Afrika, die in den letzten Jahren dort angekommen sind. Wann immer eine besondere Tragödie zu vermelden ist, richten die Medien reflexartig ihre Spots auf die Insel, tragen diese Bilder von der Peripherie in die Mitte Europas – und wenden sich dann genauso schnell wieder ab. Von Lampedusa und den Lampedusani erfahren wir nichts.
Der Ethnologe Gilles Reckinger hat sich mehr Zeit genommen und die Menschen von Lampedusa haben ihm viel von sich erzählt. Sie haben berichtet von denen, die weggingen und denen, die zurückkamen, von ihren eigenen Lebensträumen, von den täglichen Widrigkeiten, den Versorgungslücken, der Langeweile. Von dem Wunsch, der Insel den Rücken zu kehren und der Unmöglichkeit, woanders zu leben.
Dr. Gilles Reckinger studierte Kulturanthropologie / Europäische Ethnologie und Soziologie in Bonn und Graz. Er ist Dokumentarfilmer und Lehrbeauftragter an den Universitäten Graz, St. Gallen, Innsbruck, der HTW Saarbrücken und der FHS St. Gallen. Reckinger beschäftigt sich mit Themen wie Prekarität, Ausgrenzung, Migration und europäischem Grenzregime und berät als Experte den Europäischen Bund für Bildung und Wissenschaft. Im Jahr 2013 veröffentlichte er sein Buch Lampedusa. Begegnungen am Rande Europas, das mit dem Theodor-Körner-Preis ausgezeichnet wurde.