„Ich möchte wissen, was ich bin“
Montag, 19. Jänner 2015, 20 Uhr
ADOLESZENZ II
„Ich möchte wissen, was ich bin.“ (Benjamin Lebert, Crazy)
Lesung und Gespräch
Ela Angerer liest aus Bis ich 21 war (Deuticke 2014).
Gabriele Kögl liest aus Auf Fett sieben (Wallstein 2013).
Moderation: Stefan Gmünder (Der Standard)
In Kooperation mit dem Institut für Germanistik, Karl-Franzens-Universität Graz
Eine Mutter, die lieber am anderen Ende der Welt mit Omar Sharif Bridge spielt. Ein Vater, der seine Tochter zu hässlich findet, um sich mit ihr auf der Straße zu zeigen. Das ist die Situation der Ich-Erzählerin, und die verschärft sich noch, als die Mutter den Vater für einen Multimillionär verlässt. Die Eltern sind abwesend, das Personal hilflos. Mit dreizehn beginnt das Mädchen eine Affäre mit einer jungen Krankenschwester und nimmt Drogen. Das fällt sogar den Eltern auf – die Tochter kommt ins Internat und lernt dort, dass es das Böse wirklich gibt. (zu: Bis ich 21 war, Deuticke)
„Die Schilderungen dieser verrückten Kindheit in der Wohlstands-Verwahrlosung liest man in einem Zug. Weil sie weder angeberisch noch anklagend oder wehleidig sind. Bitte mehr davon!“ (Anna-Maria Wallner, Die Presse)
Ela Angerer
Geboren 1964 in Wien, arbeitet als Schriftstellerin, freie Autorin und Fotografin. Sie ist Herausgeberin der Buchreihe „Moderne Nerven“. Aus den gesammelten Texten des dritten Bandes, Porno, verfasste sie das gleichnamige Theaterstück, das unter ihrer Regie im Herbst 2011 im Wiener Rabenhof Theater uraufgeführt wurde. Bis ich 21 war ist ihr erster Roman.
Phigie heißt eigentlich Iphigenie, ist sechzehn und verdankt diesen überkandidelten Namen ihrer Bildungsbürgermutter. Wenn sie redet, dann in einem Jargon, den nur Gleichaltrige verstehen sollen. Seit die Eltern geschieden sind, verbringt Phigie jedes zweite Wochenende bei ihrem Backup-Vater. Das liberale Getue ihrer Eltern geht Phigie ziemlich auf die Nerven. Aus Protest freundet sie sich mit einer Muslimin an und läuft mit einem Hidschab durch die Gegend, um sich ihrer Mutter zu entziehen. Bald merkt sie, dass Eltern eine ziemlich anstrengende Aufgabe für Jugendliche sind. Die Mutter weiß nicht mehr, wann es Zeit ist, heimzukommen, seit sie einen Lover hat, ja sogar die über alles geliebte Kratze vernachlässigt sie. Den Vater ertappt Phigie dabei, wie er mit Damenunterwäsche herumläuft. Ihr Resümee: „So lebten sie, meine Alten, in der totalen Virtualität. Er zog sich das Leben über den Computer rein, sie über die Bücher, die einzige in der Familie, die noch Menschen brauchte, war ich.“ (zu: Auf Fett sieben, Wallstein)
„Ein grossartiger Roman mit einer unvergesslichen Heldin.“ (Oliver Pfohlmann, NZZ)
Gabriele Kögl
Geboren 1960 in Graz, studierte auf Lehramt und an der Filmakademie Wien. Sie schrieb Drehbücher für Kurzspielfilme und Dokumentarfilme. Sie lebt als Autorin in Wien.
Veröffentlichungen u.a.: Mutterseele (2005); Vorstadthimmel (2011); Auf Fett sieben (2013).