Nach der Diskussion von Theatralität und Räumlichkeit (2010) und einer weiteren Erkundung von Rauminszenierung und Raumeffekten (2011) sowie der Dynamik und Bewegung im Raum (2012) soll sich das vierte Grazer Kolloquium zu Konvergenz und Divergenz von antikem und modernem Theater (2013) mit Fragen der Konstituierung von Handlungsräumen befassen. Dies betrifft vor allem die Komponente der Mimesis von Raum in der Sprache, aber auch in Gestik und Tanz sowie in der konkreten Umsetzung, in der Performanz des aktuellen Spiels. Beiträge werden sich vor allen Dingen der unterschiedlichen Konstituierung von Handlungsräumen durch verschiedene Medien und ihrer Konkretisierung in der Aufführungspraxis des antiken und modernen Theaters widmen.
Erläuterung:
Theater und Raum gehören eng zusammen, ebenso wie Theater und Mimesis, die sich nicht nur in der Nachahmung von handelnden Menschen, sondern auch in der sprachlichen Imagination von Handlungen und in der Konstruktion von fiktiven Welten ausdrückt (Aristoteles, Poetik‚ Systasis tôn pragmátôn’). Raum und Mimesis werden in diesem Workshop konzeptionell miteinander verbunden. Es soll insbesondere untersucht werden, wie Räume im Drama einerseits beschrieben oder repräsentiert werden (z.B. im Prolog oder Botenbericht) und andererseits durch Handeln figuriert und konstruiert werden (z. B. durch Tanz, Gestik, Auftritt, Abtritt), wodurch ein Handlungsraum geschaffen wird. Welche Spannungen ergeben sich aus diesen unterschiedlichen Raumkonstruktionen, besonders wenn sie innerhalb desselben Stücks erfolgen und sich auf dieselben Räume beziehen? Welche Bedeutung haben sie? Gibt es weitere Formen der dramatischen Raumkonstruktion, zum Beispiel mit optischen oder akustischen Mitteln? Inwiefern greift die Konzeption des Raumes über den Theaterraum in den politisch-kulturellen Raum hinaus und bestimmt diesen (neu)? Schließlich ist, wie es fest zur Konzeption der Theater-Workshops in Graz gehört, der Verbindung von Textanalyse und Theaterpraxis besondere Aufmerksamkeit zu schenken und nach der konkreten performativen Umsetzung der Raumrepräsentation und –konstruktion im Stück zu fragen.