Die Euxinisch-Hyrkanischen Wälder - Pflanzengeographie und Naturschutz
Hans-Dieter KNAPP (Insel Vilm): Mit Iran werden landläufig Atomprogramm, Mullah-Staat und Achse des Bösen assoziiert. Dass es im Iran die bedeutendsten Reste von Urwäldern der Formation sommergrüner Laubwälder weltweit gibt, ist außerhalb der Vorstellung mitteleuropäischer Öffentlichkeit. Hyrkanien – so wurde die Gegend südlich des Kaspischen Meeres in der Antike genannt – ist neben der Kolchis am Ostrand des Schwarzen Meeres das bedeutendste glaziale Refugium sommergrüner Laubwälder in West-Eurasien. Die Wälder zeichnen sich besonderen Reichtum an reliktischen und endemischen Pflanzensippen und durch großflächig naturnahe Bestandsstrukturen aus. – Auf einer Distanz von nur 250 km von der Küste des Kaspischen Meeres bis in das Iranische Hochland ist der denkbar größte Kontrast von Landschaft, Klima und Vegetation zu verzeichnen, den es in Eurasien überhaupt gibt. Üppigste Wälder unter den Bedingungen stark humiden Klimas am Nordabfall des Gebirges, über alpine Dornpolstervegetation oberhalb der Waldgrenze, Baumwacholder-Lichtwälder und Trockengebüsche am Südabfall des Gebirges bis zu vegetationsloser Wüste im Iranischen Hochland. – Der frühere Generaldirektor des Naturhistorischen Museums in Wien, Karl Heinz Rechinger (1906-1998) hat mit mehreren Sammelreisen und der Herausgabe der 177-bändigen Flora Iranica einen wesentlichen Beitrag zur botanischen Erforschung der Hyrkanischen Waldregion geleistet. Der Schutz dieser Wälder ist von globaler Bedeutung.