Der vermessene Mensch
Selbstoptimierung durch digitales Lifelogging ‐ Trends, Anwendungsfelder und kritische Einschätzung
Die neue Lust an der Selbstvermessung firmiert gegenwärtig unter Trendbegriffen wie „Self‐Hacking“, „Self‐Tracking“ oder „Quantified Self“. Self Knowledge through numbers! so lautet die damit verbundene Aufforderung, mittels digitaler Sensoren, Kameras und Smartphones fast pausenlos Parameter des eigenen Körpers sowie eigene Aktivitäten zu dokumentieren und mit anderenüber das Netz zu teilen.
Im Spannungsfeld von Ubiquitous und Wearable Computing, Web 2.0 und miniaturisierter Computertechnologie bilden sich radikal neue Technologien heraus, die einerseits in einer langen Entwicklungslinie (z.B. der Fotografie) stehen, andererseits aber auch in neue gesellschaftliche Debatten (z.B. Post‐Privacy) eingeordnet werden müssen.
Ein Anwendungsfeld hierbei ist die Selbstoptimierung durch eine „Lebensführungsdiagnostik“ im Spitzensport. Hierbei wird der außersportliche Bereich durch Lifelogging einem dauerhaften Monitoring unterzogen um Leistungsgewinne abzurufn. Erste Ergebnisse liegen auf der Basis eines Pilotprojektes in Zusammenarbeit mit der Hochschule Furtwangen und dem Olympiastütpunkt Freiburg vor und werden präsentiert.
Da ‚Lifelogging’ anthropologische Dimensionen berührt, geraten vermehrt Grenzverschiebungen zwischen Mensch und Technik/Medium sowie das Wechselverhältnis zwischen Selbstvermessung und Selbstvergewisserung in den Blick. Diesen (ethischen, juristischen, psychologischen und sozialen) Grenzverschiebungen wird in dem Vortrag abschließend Raum gegeben um zu Diskussionen anzuregen.
Dr. Stefan Selke ist Professor für Soziologie (Lehrgebiet „Gesellschaftlicher Wandel“) an der Hochschule Furtwangen in Deutschland. Als Gastwissenschaftler verbringt er im Wintersemester 2012/13 sein Forschungsfreisemester am Institut für Soziologie der Universität Wien.