„Tiere sind in der Bibel omnipräsent, kommen fast auf jeder Seite vor. Nicht beiläufig oder bloß als Objekt menschlichen Handelns, sondern mit eigenem Wert. Es wimmelt von Hinweisen auf die Würde von Tieren. … Ich möchte einen Perspektivenwechsel herbeiführen auch in gesellschaftspolitischen Fragen wie Massentierhaltung und Fleischkonsum.“
„Mir geht es um einen Dialog zwischen Religion und Naturwissenschaft. Die Kirche hält Tiere noch immer für Dinge, obwohl die Biologie eine große Nähe zwischen Mensch und Tier nahelegt. Ich möchte versuchen, aktuelle wissenschaftliche Informationen über das Denken, Fühlen und Bewusstsein von Tieren zu sammeln. … Mit diesem Wissen möchte ich die biblischen Schriften neu betrachten. … Man erkennt, dass die Übergänge vom Tierreich zum Menschen fließend sind, so wie Charles Darwin es bereits vor 150 Jahren beschrieben hat.“
Aus: Die Biologie des Paradieses. Interview mit Rainer Hagencord,
in: Süddeutsche Zeitung, 17. Mai 2010.
Dr. Rainer Hagencord, geb. 1961, Studium der Theologie in Münster von 1980 bis 1985; Priester-weihe 1987. Nach vierjähriger seelsorglicher Arbeit Studium der Biologie und Philosophie mit Staats-examen. Vom Bischof von Münster freigestellt für die Mitarbeit am Institut für Neuro- und Verhaltens-biologie, 2004 Dissertation über das Tier aus der Sicht der Theologie und Verhaltensbiologie, seit damals enger Kontakt zur britischen Primatologin Jane Goodall. Im Jahre 2009 gründete Hagencord zusammen mit dem Schweizer Kapuziner Anton Rotzetter in Münster das Institut für Theologische Zoologie, das von Hagencord geleitet wird.
Veröffentlichungen: Diesseits von Eden. Verhaltensbiologische und theologische Argumente für eine neue Sicht der Tiere, Regensburg 2005; Gott und die Tiere. Ein Perspektivenwechsel. Regensburg: 2008; Noahs vergessene Gefährten: Ein zerrüttetes Verhältnis heilen, Ostfildern 2010; Die Würde der Tiere. Eine religiöse Wertschätzung, Gütersloh 2011.