Auswirkungen von neuen digitalen Methoden und Tools auf die Terminologiearbeit in Institutionen

Gastvortrag von Dr. Tanja Wissik: Auswirkungen von neuen digitalen Methoden und Tools auf die Terminologiearbeit in Institutionen am Beispiel der automatischen Termextraktion: eine qualitative Interviewstudie.
25.04.2024
17:30 - 18:30
Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft
Merangasse 70, 1. Stock, SU 33.1.010

Wie in vielen Bereichen spielt auch in der Terminologiewissenschaft die Entwicklung von neuen digitalen Methoden und Tools eine Rolle. Aber welche Auswirkungen haben diese neuen Entwicklungen auf die praktische Anwendung in der Erstellung von terminologischen Ressourcen? Dieser Vortrag will dies am Beispiel der automatischen Termextraktion in der institutionellen Terminologiearbeit diskutieren.

Ein entscheidender Schritt bei jeder Art von Terminologiearbeit ist die Identifizierung und das Extrahieren von Begriffen aus relevanten Quellen. Dies kann sowohl manuell als auch mit (halb-)automatischen Termextraktionsverfahren durchgeführt werden. Angesichts der jüngsten Fortschritte in der Forschung zur automatischen Termextraktion (ATE) werden in diesem Vortrag die Auswirkungen der ATE auf die Terminologiearbeit in Institutionen (z.B. Forschungsinstitutionen, Verwaltungen, europäische Institutionen und internationale Organisationen) anhand von qualitativen Daten untersucht. Die Analyse von 15 halbstrukturierten Experteninterviews, die im Jahr 2023 durchgeführt wurden, zeigt, dass die neuesten Fortschritte in der ATE-Forschung keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Terminologiepraxis in Institutionen hatten. In diesem Vortrag wird zuerst auf das Projekt und die Methoden der Datenerhebung und Datenauswertung eingegangen. Dann werden die möglichen Gründe der geringen Nutzung von ATE in der institutionellen Terminologiearbeit erörtert, z. B. die Kluft zwischen den in der Forschung entwickelten ATE-Methoden und den am Markt verfügbaren ATE Tools (meist integriert in Korpusmanagementsysteme oder Terminologieverwaltungssysteme), die mangelnde Integration in bestehende Arbeitsabläufe, die fehlende Unterstützung für bestimmte Sprachen, insbesondere für Sprachen, die über weniger digitale Ressourcen verfügen, sowie Gründe im Zusammenhang mit den Ausgangsmaterialien.