Antrittsvorlesungen von Ulrich Ermann und Oliver Sass
In den Antrittsvorlesung sprechen Univ.-Prof. Dr. Ulrich Ermann (Graz) über "Humangeographie der Nicht-Menschen: unmenschlich?" und Univ.-Prof. Dr. Oliver Sass über "Geographie und Human Impact - gibt es noch das natürliche System".
Mit ihrer Emanzipierung der Humangeographie als sozialwissenschaftliche und weitestgehend von der Physischen Geographie losgelöste (Teil-)Disziplin hat sie - zumindest in weiten Teilen - auch ihr Interesse an der materiellen Welt verloren. Nun ist seit einiger Zeit von der Wiederentdeckung der materiellen Welt in der Humangeographie die Rede. Die Materialität der sozialen Welt rückt wieder stärker in den Vordergrund wie auch die wechselseitige Beinflussung von Menschen und ihrer Umwelt. Der Vortrag geht der Frage nach, welche Konsequenzen dies für die Konzeptualisierung des Menschen in der Humangeographie hat. Dazu wird rekapituliert, welche Rolle das "Humane" in verschiedenen - u.a. raumwissenschaftlichen, humanistischen und humanökologischen - Ansätzen der Humangeographie spielt. Ausgehend von den Bemühungen der Akteur-Netzwerk-Theorie zur Überwindung der Dichotomie zwischen Menschen und "Nicht-Menschen" (Latour) und Überlegungen zu einer "Geographie der Hybriden" (Zierhofer; Whatmore) wird anhand von Beispielen aus der wirtschaftsgeographischen Forschung diskutiert, inwiefern eine Humangeographie der materiellen Welt (der "Nicht-Menschen") möglich sein kann. Im Hinblick auf das Grazer Leitbild einer Integrativen Geographie wird der Frage nachgegangen, welches humangeographische bzw. wirtschaftsgeographische Menschenbild welche Chancen einer integrativen Perspektive bietet und wo dabei Grenzen der Überwindung entsprechender Dichotomien liegen.