Prof. Dr. Matthias Sellmann (Bochum): "Die Sinusmilieustudien 2005-2013. Voraussetzungen - Entwicklungen - Konsequenzen"
Keine empirische Forschung der letzten Jahre hat den pastoralen Raum der deutschsprachigen Diözesen so gepflügt wie der Ansatz der pastoralsoziologischen Milieutheorie. Je nach Rezeptionssituation haben die sog. "Sinus-Kirchenstudien" verstört, irritiert, fasziniert und inspiriert. Jedenfalls: Kaltgelassen haben sie nur wenige.
Wie auch? Man erfährt, dass auch kirchliche Impulse und Angebote in die kulturellen Logiken der Milieus regelrecht zerlegt werden; dass man selbst solchen alles prägenden kulturellen Mustern angehört; dass die dominante Kirchenwahrnehmung nur in wenigen Milieus ein sofortiges Heimatrecht bekommt; dass man als Kirche ein operativ hochfunktionales Instrument in die Hände bekommt, dessen Nutzung aber die bisherigen Routinen des Planens deutlich hinterfragt.
Die Gastvorlesung wird dieses Instrument vorstellen und seine Irritationskraft aufweisen. Theologisch wird von Gaudium et spes her gezeigt, wie willkommen diese Irritationen sein können; praktisch wird für eine Kirche plädiert, die aus dem Stress des "Erreichens" in den Genuss des "Lernens" überwechselt.
Prof. Dr. Matthias Sellmann, Dr. theol., Sozialwissenschaftler (Bonn), Professor für Pastoraltheologie an der Ruhr-Universität Bochum; Mitglied des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken; Berater der Jugendkommission der DBK; Mitglied der Schriftleitung der "Lebendigen Seelsorge"; Leiter des (in Gründung befindlichen) "Zentrum für angewandte Pastoralforschung".