Die SQ3R-Methode – was ist das überhaupt?
„SQ3R-Methode“ – eine Buchstabenkombination, die nicht gerade selbsterklärend ist. Wie kam es zu diesem Namen und was steckt dahinter?
„SQ3R“ ist als Abkürzung zu verstehen. Dahinter verbirgt sich eine Methode zum aktiven bzw. verstehenden Lesen, die von Francis P. Robinson 1941 erstmals vorgestellt wurde. Trotz des mittlerweile recht hohen Alters dieser Methode wird sie auch heute noch vielfach eingesetzt.
Die Buchstaben „S, Q, R, R, R“ (= 3R) stehen für folgende fünf Schritte, die die SQ3R-Methode auszeichnen:
- S – Survey
- Q – Question
- R – Read
- R – Recite
- R – Review
Wann sollte ich die SQ3R-Metode einsetzen?
Die SQ3R-Methode ist besonders sinnvoll, wenn du einen Text wirklich verstehen und dir die Inhalte langfristig merken möchtest: etwa, wenn du dich für eine wissenschaftliche Arbeit oder ein Referat mit einem neuen Thema beschäftigst. Auch für die Prüfungsvorbereitung ist die SQ3R-Methode in bestimmten Fällen die richtige Wahl, z. B. wenn du dir mit einem Überblickstext wichtiges Basiswissen aneignen möchtest.
Ebenso eignet sich die SQ3R-Methode zum Aussortieren von Texten bzw. Textteilen – wie das funktioniert, erfährst du unter „S – Survey: Überblick“.
Anders als bei sogenannten Speed-Reading-Methoden wurde die SQ3R-Methode aber nicht dazu konzipiert, die Lesegeschwindigkeit zu erhöhen: Vielmehr steht das Textverständnis im Vordergrund. Wenn du dich intensiv mit einem Text auseinandersetzen möchtest, ist sie den Aufwand auf jeden Fall wert. In anderen Fällen solltest du Zeitaufwand und Nutzen miteinander abwägen.
Probiere die SQ3R-Methode am besten einfach einmal aus, um herauszufinden, ob sie für dich persönlich funktioniert.
So funktioniert die SQ3R-Methode
S – Survey: Überblick
Im ersten Schritt geht es vor allem darum, dir einen Überblick zu verschaffen. Dazu blätterst du den Text durch und überfliegst ausgewählte Stellen:
- Titel
- Abstract (bei Büchern die Umschlagsrückseite)
- Inhaltsverzeichnis bzw. Überschriften
- Einleitung
- Kapitelzusammenfassungen (wenn vorhanden)
- Fazit
- Grafiken & Tabellen (fassen oft wichtige Informationen gebündelt zusammen)
Nun ist dein Gehirn auf die Textstruktur eingestimmt und du kannst zum nächsten Schritt übergehen.
Dieser erste Schritt eignet sich auch gut zur Vorauswahl von Texten – etwa, wenn du eine wissenschaftliche Arbeit schreiben sollst und dir nicht sicher bist, welche Bücher und Artikel bzw. welche Kapitel für dich relevant sind. Meist zeigt sich das nämlich schon in einem ersten Überblick. So musst du nicht den ganzen Text lesen und sparst dir wertvolle Zeit.
Q – Question: Befragen
Im zweiten Schritt stellst du – basierend auf deinem Vorwissen – Fragen an den Text. Das mag zunächst etwas sonderbar klingen, hilft dir aber dabei, selektiv zu lesen und die für dich wichtige Information herauszufiltern. Schreibe dir die Fragen am besten auf!
Robinson schlug ursprünglich vor, in diesem Schritt einfach die Überschriften als Fragen umzuformulieren. Du kannst dich beim Formulieren der Fragen aber auch an folgenden Punkten orientieren:
- Was möchte ich vom Text wissen?
- Welche Inhalte muss der Text behandeln, um für meine Arbeit/die Prüfungsvorbereitung brauchbar zu sein?
- Welche Antworten benötige ich, damit ich sagen kann: Dieser Text war es wert, gelesen zu werden?
Wenn du z. B. eine Arbeit über die Big 5-Persönlichkeitsmerkmale aus der Psychologie schreiben sollst, könnten die Fragen bei geringem Vorwissen lauten:
- Was sind die Big 5?
- Wie wurden die Big 5 entwickelt?
- Warum ist dieses Modell so bekannt bzw. wichtig?
- …
R – Read: Lesen
Der dritte Schritt ist der wohl aufwendigste des SQ3R-Modells. Bei „Read“ liest du den Text abschnittsweise und markierst das Wichtigste – also das, was für die Beantwortung deiner Fragen relevant ist.
Auch Randbemerkungen können hilfreich sein: Wenn du z. B. eine Textpassage mit einer Definition für „Offenheit“ (ein Big 5-Merkmal) liest, könntest du daneben „Def. Offenheit“ schreiben. So findest du dich bei den nächsten Schritten besser im Text zurecht.
R – Recite: Wiedergeben
Nimm dir nach dem Lesen jedes Abschnitts Zeit, dir das Gelesene noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen bzw. laut zu wiederholen: Was waren die wichtigsten Punkte? Schreibe sie in deinen eigenen Worten heraus! Orientiere dich dabei an den Fragen, die du in Schritt 2 gestellt hast. Vielleicht ist es für dich hilfreich, ein Mind Map aufzuzeichnen?
Notiere dir Sätze nur dann wortwörtlich, wenn du sie später als Zitat verwenden möchtest. Markiere diese Stellen dann unbedingt mit den zugehörigen Seitenzahlen, damit du sie später von deinen eigenen Formulierungen unterschieden kannst.
R – Review: Rekapitulieren
Im letzten Schritt gehst du deine Notizen noch einmal durch und überprüfst, ob für dich alles stimmig ist: Wurden deine Fragen aus „Q – Question“ beantwortet? Sieh dir eventuell wichtige und/oder schwierige Textstellen noch einmal an und ergänze deine Notizen, wenn Informationen fehlen.
Was sind die wesentlichen Punkte, die du aus dem Text mitnehmen kannst? Fasse sie in wenigen Sätzen zusammen. Vor allem bei größeren wissenschaftlichen Arbeiten kann es sinnvoll sein, deine Erkenntnisse nun in ein übergeordnetes Mind-Map einzutragen.
Insbesondere wenn du für eine Prüfung lernst, zahlt es sich aus, immer wieder zu deinen Notizen zurückzukehren: So bleibt das Gelesene wirklich hängen.
Viel Erfolg – und viel Spaß beim Ausprobieren! :)
Quellen:
Kruse, O. (2010). Lesen und Schreiben: Der richtige Umgang mit Texten im Studium. Huter & Roth KG.
Robinson, Francis (1946). Effective Study. Harper & Brothers.
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