Forschung hat für viele etwas Unheimliches, vielleicht auch aufgrund ihrer Heimlichkeit. Nicht allzu viel dringt meist an die Öffentlichkeit, man weiß nicht genau, wer was woran forscht und warum. Dieses vermeintlich Clandestine lässt einen Nimbus entstehen von Exklusivität, also beiderseitiger Ausgeschlossenheit von Forschung und Gesellschaft. Das schafft Vorurteile durch Halbwissen. Forschung wird daher oft nicht mit konkreten Ergebnissen verbunden, eher mit kostenintensiven ziellosen Prozessen. So kann sie zum Spielball populistischer Sparpolitik werden. Aber eben dieser programmatisch verankerte, offene Ausgang ist das eigentliche Wesen von Forschung.
"Selbst wenn nicht jede Forschung zu einem sicht- oder brauchbaren Ergebnis führt,
ist ihre bloße Existenz unverzichtbar und kann nicht genügend gefördert werden.“
Natürlich gibt es Missbrauch, wo nicht ergebnisoffen geforscht wird, sondern blanke Geschäftsinteressen erkenntnisleitend sind und somit Wissenschaft zur Knechtschaft wird. Aber prinzipiell wäre dieser Nebel der Diffusität durch Recherche leicht zu durchdringen. Zwölf Milliarden wurden zuletzt für Forschung und Entwicklung in Österreich investiert. Das ist immerhin das Fünffache der Verteidigungsausgaben. Die universitäre Forschung macht da zwar nicht den Löwenanteil aus, zumal der von Unternehmen getragen wird. Doch immerhin können die 22 öffentlichen Unis des Landes auf 1 181 forschungsdurchführende Einheiten verweisen. Wobei die Universität Graz diesbezüglich Großartiges leistet. Doch Zahlen sind nicht alles, nicht einmal in der Wissenschaft. Entscheidend ist dieser dynamisierte Motor des Geisteslebens, der unbemerkt brummt und ständig neuen Treibstoff braucht. Und zwei große Errungenschaften des Menschen vereint. Wissenschaft und Kunst. Kunst? Ja, denn ohne Intuition oder Inspiration wäre Forschung undenkbar. Erst im zweiten Schritt sozusagen tritt die große Qualität der Logik und der dadurch geschaffenen Struktur zutage. Sie bedingen einander, stehen in keinem hierarchischen Verhältnis, eher in einem chronologischen. Nicht einmal das wirklich, da in diesem Prozess kaum Linearität anzutreffen ist. Eher eine ständige Verschränkung, wie sie unserm Verstand eben entspricht. Selbst wenn nicht jede Forschung zu einem sicht- oder brauchbaren Ergebnis führt, ist ihre bloße Existenz unverzichtbar und kann nicht genügend gefördert werden.
„Forschung darf nicht dem reinen Utilitarismus unterstellt werden.
Alles andere wäre ein weiterer Schritt in Richtung Armut.“
Das betrifft nicht nur die finanziellen Zuwendungen, sondern auch nichtmaterielle Werte wie Respekt und bedingungslose Hochachtung. Forschung darf, wie Bildung, nicht dem reinen Utilitarismus unterstellt werden. Alles andere wäre ein weiterer Schritt in Richtung Armut. Und die gehört genauso kompromisslos bekämpft wie ihr soziales Pendant.