Als das Kinderlied „Fuchs du hast die Gans gestohlen“ Anfang des Jahres aus dem Repertoire des Glockenspiels des Limburger Rathausturms gestrichen wurde, gab das viel Aufsehen. Hintergrund war der Protest einer Veganerin, die sich an der Textzeile, die den Jäger betrifft, stieß. Der diebische Fuchs wurde daraufhin prompt aus dem Glockenspiel verbannt, worauf die vegan lebende Frau konterte, ihre Forderung sei ein Scherz gewesen. „Das mache ich auch öfter“, konnte sich der Alfred Dorfer, Kabarettist, Schauspieler und Autor, das Schmunzeln nicht verkneifen, als er dieses Beispiel im Rahmen seiner öffentlichen Vorlesung zur politischen Korrektheit am Freitag, 26. Mai 2017, brachte. „Ich sage auch öfter, dass alles nur witzig gemeint war.“ Dorfers Publikum im Hörsaal 06.02 goutierte jedenfalls den Humor des promovierten Theaterwissenschafters, der zum bereits vierten Mal an der Uni Graz referierte - abermals auf Einladung der Germanistin Beatrix Müller-Kampel und im Rahmen des Forschungs-, Lehr- und Dokumentationsschwerpunkt „LiTheS - Literatur- und Theatersoziologie.“
Thema der aktuellen „LiTheS“-Tagung war „Das Politische, das Korrekte und die Zensur“. Dorfer stellte gleich zu Beginn seiner Ausführungen klar, dass die politische Korrektheit grundsätzlich sehr positiv und wichtig sei, da sie sprachlichen Diskriminierungen vorbeugen soll. Es sei wesentlich, dass man etwaige Ressentiments oder Vorurteile gegenüber Randgruppen nicht ungestraft in die Sprache einfließen lassen könne. Dennoch führe die mit Übereifer betriebene „political correctness“ vom eigentlichen Problem weg, indem sie bizarre Wortkreationen, wie etwa „Elterinnen“, schafft und somit für ungewollte Lacher sorge. „Manchmal fragt man sich außerdem zurecht, ob Diskussionen in diese Richtung nicht eine gewisse Inhaltsleere füllen sollen“, kritisierte Dorfer. Eine Zensur oder ein zwanghaft eingesetzes Binnen-I sei jedenfalls nicht der richtige Weg, um für gerechte Chancenverteilung und mehr Gleichheit und Fairness zu sorgen: „Wichtiger wäre es aus meiner Sicht, nicht nur geschlechtergerecht zu sprechen, sondern auch so zu denken, zu handeln und zu leben.“