Was WissenschafterInnen an Universitäten brauchen, um ihre Lehrkompetenz zu erhöhen, und wie groß der Handlungsbedarf auf diesem Gebiet ist, hat Univ.-Prof. Dr. Rudolf Egger vom Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft der Karl-Franzens-Universität Graz untersucht. Die Ergebnisse der Studien wurden kürzlich in zwei Publikationen veröffentlicht.
Die Verbindung von Forschung und Lehre ist eine zentrale Forderung an den Universitäten und das Anforderungsprofil an die Hochschullehrenden wird zunehmend komplexer. „Dabei steht die Lehre in einem Konkurrenzkampf mit der Forschung um Zeit, Ressourcen und Raum und führt in der systematischen Förderung und Weiterentwicklung einer ,Lehrpersönlichkeit‘ in universitären Karrieren meist ein Schattendasein“, stellt Rudolf Egger fest. In seiner Studie „Lebenslanges Lernen in der Universität“ analysiert der Autor, welche institutionellen, fachspezifischen und biografischen Elemente in der Entwicklung von Lehrkompetenz wirken, wie diese entstehen und wie sie für eine neue Kultur der Lehre genützt werden können.
Eine zweite von Rudolf Egger gemeinsam mit Dr. Marianne Merkt von der Universität Hamburg herausgegebene Publikation befasst sich unter dem Titel „Lernwelt Universität“ ebenfalls mit dem Zusammenhang zwischen der Entwicklung von Kompetenz in der Hochschullehre und den Bedingungen, unter denen diese Kompetenzen umgesetzt werden.
Als besonders sinnvolle und effektive Unterstützungsangebote nennt der Autor unter anderem Mentorings, Coachings und Peer-Hospitationen. Dabei könnten Fallbeispiele aus der Alltagspraxis diskutiert und gemeinsam interpretiert werden. Wesentlich sei die Schaffung von innovativen Anreizsystemen, um Lehrende zur Weiterbildung im Bereich der Hochschuldidaktik zu motivieren.
Auch die Entwicklung von Verfahren zur Qualitätssicherung beziehungsweise zum Qualitätsmanagement in der Feststellung von Lehrkompetenz sei unabdingbar. „Darüber hinaus muss Lehrkompetenz ein Berufungskriterium sein“, fordert Egger. „Das Lernen des Lehrens darf nicht länger hinter dem Lernen des Forschens verschwinden.“
Und nicht zuletzt verweist der Autor auf den von den Befragten immer wieder genannten Zusammenhang zwischen den konkreten Arbeitsbedingungen und hochschuldidaktischen Bemühungen: „Der Aufbau von Lehrautorität benötigt längerfristige Perspektiven. WissenschafterInnen in prekären Situationen haben innerhalb zeitknapper, aber arbeitsintensiver Verträge kaum Planungssicherheit für ihre weitere Entwicklung.“
Um die Qualität der Hochschullehre zu erhöhen, brauche es die Zusammenarbeit auf den Ebenen der Universitätsleitung, Fakultäten, Institute und Fachbereiche. Nur so könne längerfristig die Exzellenz der Lehre sichergestellt werden, ist Egger überzeugt. Ziel sei, EntscheidungsträgerInnen und Universitätslehrende dabei zu unterstützen, ein strategisches Konzept zur Förderung des Lehrkompetenz zu implementieren, das WissenschafterInnen hilft, ihr individuelles Lehrprofil zu entfalten.