Teenager werden Mütter, Frauentausch, Berlin – Tag und Nacht … die Liste von Reality-TV-Serien ließe sich noch lange fortsetzen. Rund 90 laufen aktuell im österreichischen und deutschen Fernsehen. Bis zu neun Stunden täglich wird auf einigen, vorrangig privaten, Sendern sogenanntes Realitätsfernsehen ausgestrahlt. Ganz „normale“ Menschen, die im Fernsehen ihr Leben öffentlich machen, bringen Quote. Doch nicht selten ist das, was auf dem Bildschirm präsentiert wird, mehr Schein als Sein, wie Britt Jagersbacher, MA, herausgefunden hat. Die Masterarbeit der Absolventin des Medienlehrgangs der Uni Graz wurde kürzlich im Akademikerverlag veröffentlicht. Die Autorin zeigt in ihrem Buch auf, wie viel Inszenierung hinter der scheinbaren Realität steckt und mit welchen Strategien gearbeitet wird, um die ZuschauerInnen zu fesseln.
„Im deutschsprachigen Raum hat sich das Realitätsfernsehen zu Beginn der 1990er-Jahre entwickelt, in Österreich wurde es um die Jahrtausendwende bekannt“, weiß Britt Jagersbacher. In den Serien werden Menschen wie du und ich bei der Bewältigung ihres Alltags mit der Kamera begleitet. Trotz oder gerade wegen seiner großen Beliebtheit ruft Reality-TV aber auch KritikerInnen auf den Plan, die auf Gefahren und mögliche negative Auswirkungen aufmerksam machen. Ein zentraler Punkt ist dabei, dass das, was spontan und echt wirkt, großteils inszeniert oder nach einem Drehbuch gespielt wird. Die Grenze zwischen Realität und Fiktion verschwimmt.
Jagersbacher befasst sich im Besonderen mit den Sub-Genres Scripted Reality und Doku-Soap, die sich am häufigsten in den Programmen finden. Sie analysiert, wie diese auf die ZuschauerInnen wirken und mit welchen Mitteln diese Effekte erreicht werden. Die beliebten Sendungen „Teenager werden Mütter“ und „Berlin – Tag und Nacht“ werden exemplarisch im Detail betrachtet. Interviews mit Produktions- und Sendeverantwortlichen und einer Protagonistin geben aufschlussreiche Einblicke.