Ein Drittel der ÖsterreicherInnen sehnt sich nach "starkem Führer". 36 Prozent sind der Meinung, die NS-Zeit habe "sowohl Gutes als auch Schlechtes" gebracht. Und mehr als die Hälfte der Befragten wünscht sich ein "Ende der Diskussion über den Holocaust". Die teils verstörenden Ergebnisse einer aktuellen SORA-Umfrage präsentierte Ao.Univ.-Prof. Dr. Michaela Wolf vergangene Woche am Beginn des internationalen Symposiums "Interpreting in Nazi Concentration Camps: Challenging the Order of ‘Terror‘?", das die Rolle des Dolmetschen in den Konzentrationslagern des Zweiten Weltkriegs untersuchte.
Nach den Eröffnungsworten von GEWI-Dekan Lukas Meyer und Univ.-Prof. Dr. Heike van Lawick Brozio, Leiterin des Instituts für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft der Uni Graz, befassten sich die Vorträge mit der Analyse von Überlebendenberichten, gaben Einblicke in Alltag und Sozialstrukturen der Lagergesellschaften und beleuchteten die Kommunikation zwischen den verschiedensprachigen Häftlingen. VertreterInnen aus bis zu 40 verschiedene Nationen machten aus Mauthausen und den Außenlagern ein multilinguales System: "Die Rolle der DolemtscherInnen im Lageralltag war ambivalent", unterstreicht Wolf: "Einerseits trugen sie zur Aufrechterhaltung des Gewaltgefüges im Lagersystem bei. Andererseits konnten sie zumindest vorübergehend zur Linderung der Situation der Mithäftlinge beitragen."
Im Fokus des Symposiums - das Teil des vom Zukunftsfonds der Republik Österreich geförderten Projekts "Mauthausen: Die Rolle des Dolmetschens in der 'Ordnung des Terrors'" ist - stand auch die Frage nach der Bedeutung dieser Forschungsansätze im Kontext heutiger Dolmetschformen.