Naturbeobachtung jenseits der Schmerzgrenze: Wenn die an der Uni Graz gezüchteten Schreier, eine malaysische Laubheuschrecke, mit dem Liebeswerben loslegen, liegt der Lärmpegel im Terrarium bei durchschnittlich hundert Dezibel. "Das ist so laut wie ein Flugzeugmotor beim Start und tut richtig weh im Ohr", berichtet Manfred Hartbauer. Er untersucht unter anderem, wie sich die Tiere im Dschungel akustisch durchsetzen und miteinander kommunizieren.
Wesentlich ruhiger verhalten sich da die Blattläuse, an denen der Zoologe ebenfalls forscht. Manche Arten haben sich als Kickbox-Meister erwiesen, um synchron ihre Feinde in die Flucht zu schlagen. Eine andere Strategie verfolgt die Oleander-Laus: Sie übernimmt das Gift der Pflanze zur Selbstverteidigung. "Daher muss sie sich auch nicht tarnen, sondern ist knallgelb – ein Signal für ihre Giftigkeit", erklärt Hartbauer.
Geräuschlos verhalten sich auch die Forschungsobjekte von Kristina Sefc und Stefan Koblmüller. Die beiden studieren Genetik und Verhalten von Buntbarschen und sind dabei schon auf manche Kuriosität gestoßen: "Es gibt eine Art, die zwar monogam lebt und als Paar die Jungen aufzieht, allerdings lässt das Weibchen die Eier von bis zu zehn Männchen befruchten. Der männliche Partner zieht also oft großteils fremde Kinder auf", erzählt Koblmüller. Bei einer anderen mehrfärbigen Art gibt Rot den Ton an: Die roten Fische setzen sich gegen die gelben oder blauen durch, wenn es darum geht, ein neues Territorium zu besiedeln oder die Weibchen zu beeindrucken.
Für Weberknechte und Tausendfüßler interessiert sich Günther Raspotnig - genauer gesagt für deren Abwehrsekret. Er untersucht die chemische Zusammensetzung der "Bio-Kampfstoffe" mit dem Hintergedanken, sie in Zukunft als Ersatz für Fungizide oder Antibiotika nutzen zu können.