Die Historikerin Dr. Verena Kasper-Marienberg erhielt für ihre an der Karl-Franzens-Universität Graz verfasste Dissertation über die Frankfurter jüdische Gemeinde in der Zeit zwischen 1765 und 1790 den mit 10.000 Euro dotierten „Rosl und Paul Arnsberg-Preis“, verliehen von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft am 12. Dezember 2012.
Die Doktorarbeit, die im Frühjahr 2012 in den „Schriften des Centrums für Jüdische Studien“ im StudienVerlag Innsbruck erschienen ist, trägt den Titel „‘vor Euer Kayserlichen Mayestät Justiz-Thron’: Die Frankfurter jüdische Gemeinde am Reichshofrat in josephinischer Zeit (1765-1790)“. Sie befasst sich mit den von der Frankfurter jüdischen Gemeinde angestrengten Prozessen am Wiener Reichshofrat, der obersten gerichtlichen Instanz des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Kasper-Marienberg legt auf Grundlage sorgfältigen Studiums erstmals ausgewerteter Quellen dar, dass die jüdische Gemeinde Frankfurts eine selbstbewusste Institution mit einer aktiven rechtspolitischen Funktion darstellte. Jüdische Untertanen waren offenbar sehr viel stärker in die Rechtsordnung des Alten Reiches integriert als bislang angenommen. Zudem korrigiert die Autorin die in der Geschichtswissenschaft vielfach vertretene These vom generellen Bedeutungs- bzw. Autonomieverlust der jüdischen Gemeinden im 18. Jahrhundert, zur Zeit von Aufklärung und Säkularisierung. Verena Kasper-Marienberg „leistet einen wichtigen Beitrag zur Neubewertung der Geschichte der Juden im Alten Reich“, so die Jury in ihrer Begründung der Preisvergabe.