Das Themenfeld Migration und Arbeit sorgt in Österreich immer wieder für zum Teil emotionale Diskussionen und polarisiert – in der Politik und in der Bevölkerung. ExpertInnen aus verschiedensten Bereichen der Wissenschaft, der Verwaltung sowie von Bildungs- und Beratungseinrichtungen präsentieren in einem kürzlich erschienenen Buch erstmals Analysen und Debatten aus unterschiedlichen Perspektiven, mit dem Fokus auf die Situation in der Steiermark. Ziel ist, eine fundierte Diskussionsgrundlage zu bieten statt Vorurteilen und Stammtischparolen das Feld zu überlassen. Herausgegeben wurde der Band von drei Wissenschafterinnen der Karl-Franzens-Universität Graz, in Kooperation mit der Arbeiterkammer Steiermark.
Der Anteil der EinwohnerInnen mit Migrationshintergrund beträgt in der Steiermark 10,3 Prozent. „Die Migrationsgesellschaft ist zur Normalität geworden, auch wenn das von manchen verleugnet wird“, stellt Ao.Univ.-Prof. Dr. Karin Maria Schmidlechner klar. Die Historikerin ist gemeinsam mit ihrer Fachkollegin Dr. Ute Sonnleitner und der Erziehungswissenschafterin Ao.Univ.-Prof. Dr. Annette Sprung Herausgeberin des Buchs „Migration und Arbeit in der Steiermark“. Dieses Thema hat im Zusammenhang mit gesellschaftlicher Integration weitreichende Bedeutung: „Zugang zu Arbeit ist eine zentrale Voraussetzung für soziale Anerkennung“, betont Schmidlechner. Gleichzeitig fülle das Buch eine Lücke, denn es gebe bislang kaum Forschungen, die sich auf den Migrationsraum Steiermark beziehen.
Was das Buch auszeichnet, ist, dass neben WissenschafterInnen verschiedener Disziplinen auch AkteurInnen aus der gesellschaftlichen Praxis ihre Erfahrungen einbringen. So hat zum Beispiel Ute Sonnleitner zwei Mitarbeiterinnen des Vereins ISOP zu ihren Eindrücken aus der Jugendarbeit interviewt. Ihr Fazit: „Kinder mit Migrationshintergrund erfahren keine Gleichbehandlung. Sie werden in der Schule häufig unterschätzt und erhalten nicht die Förderung, die es ihnen ermöglichen würde, höhere Schulen zu besuchen.“ Ähnliches gelte für den Einstieg ins Arbeitsleben: „Vielfach haben die Jugendlichen gar keine Vorstellung, welche Berufsmöglichkeiten es gibt“, sagt Sonnleitner. Wichtig wäre unter anderem eine bessere Berufsinformation in den Schulen.
In den insgesamt 15 Beiträgen der Publikation werden historische Aspekte, Rechtsgrundlagen sowie Bildung und Partizipation in Migrationsgesellschaften behandelt. Die bisherigen Entwicklungen finden ebenso Beachtung wie Analysen der aktuellen Gegebenheiten und Handlungsempfehlungen für die Zukunft.
Karin M. Schmidlechner, Annette Sprung, Ute Sonnleitner (Hg.), Migration und Arbeit in der Steiermark, Wissenschaftliche Schriftenreihe der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Steiermark Band1, Leykam 2013