Treibgase aus der Atmosphäre zu filtern oder in den Strahlenhaushalt der Erde einzugreifen, werden als Techniken diskutiert, die den Klimawandel bremsen sollen. Im Auftrag der EU-Kommission hat ein internationales und interdisziplinäres Team von 14 Forschungsinstitutionen – die Uni Graz ist mit den Philosophen Harald Stelzer und Lukas Meyer beteiligt – heute seinen Bericht zur Einschätzung dieser Technologien veröffentlicht. Das Ergebnis: Das so genannte „climate engineering“ ist keine erfolgversprechende Strategie für die nächsten Jahrzehnte. Eine Reduktion der CO2-Emissionen und Maßnahmen, um mit den negativen Konsequenzen des Klimawandels fertig zu werden, sind weiterhin unabdingbar.
Das Team des European Transdisciplinary Assessment of Climate Engineering (EuTRACE) bezweifelt, dass die Entwicklungen der nächsten Jahre wirksame technische Eingriffe zur Reduktion des Klimawandels ermöglichen werden. Außerdem sei derzeit unklar, ob die Kosten für solche Maßnahmen in bewältigbarem, beziehungsweise für die betroffene Bevölkerung akzeptablem Rahmen bleiben, heißt es im Bericht. Dennoch halten es die ExpertInnen für sinnvoll, weitere Forschungsarbeit in diesen Bereich zu investieren, um eventuell in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts davon profitieren zu können.
Der EuTRACE-Bericht gibt einen Überblick über die große Zahl an technischen Möglichkeiten, die zur Milderung des Klimawandels ins Treffen geführt wurden, und analysiert, welche Anforderungen diese erfüllen können. Bislang gibt es wenig direkte Forschung zum climate engineering, Feldexperimente fehlen für viele Technologien völlig. Seit Anfang der Debatte ist jedoch klar, dass solche Maßnahmen abgesehen von den Kosten und dem Einfluss auf die Umwelt eine Reihe weiterer Probleme mit sich bringen würden – etwa die Frage, wer die Eingriffe in die Natur reguliert und steuert. Ein wesentlicher Teil des Berichts, für den die Philosophen der Uni Graz verantwortlich waren, befasst sich daher mit weitrechenden normativen Fragestellungen unter besonderer Berücksichtigung der globalen, intergenerationellen und prozeduralen Gerechtigkeit. Momentan gibt es keine internationale Organisation, die in der Lage wäre, das Herausfiltern der Treibgase oder die Reflexion der Sonnenstrahlen weltweit zu regulieren. Die ExpertInnen-Kommission schlägt daher vor, die Öffentlichkeit in die Diskussion zum climate engineering einzubeziehen. Weiters sollten die EU-Mitgliedstaaten eine gemeinsame Position zu den verschiedenen Technologien erarbeiten.
Wednesday, 15 July 2015