Die politischen Ereignisse der Zwischenkriegszeit war von der Bildung von Netzwerken geprägt. Ihre Funktionsweise tiefgreifend zu erforschen, trägt nicht nur zu einem besseren Verständnis einer ganzen Epoche bei, sondern kann auch helfen, den Blick auf aktuelle Geschehnisse im europäischen Raum zu schärfen.
Im Fokus eines universitätsübergreifenden Workshops, der seit gestern an der Uni Graz stattfindet, steht unter anderen exemplarisch ein wichtiges Netzwerk, das für die politischen Entwicklungen im sogenannten Sudetenland der 1920er- und 1930er-Jahre von besonderer Bedeutung war: Der "Kameradschaftsbund".
Vizerektor Peter Scherrer eröffnete den Workshop, in dem Vortragende aus der Tschechischen Republik, aus Deutschland und Österreich die Ideologie und Politik verschiedener Netzwerke vorstellen. Dabei wird hinterfragt, ob und wie diese Netzwerke gemeinsame politische Verhaltensmuster fördern.
Organisiert wird der Workshop vom Institut für Soziologie der Uni Graz, dem Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich und der Universität Leipzig. Als Beitrag zur Geschichte neokonservativ-völkischer Bewegungen in der Tschechischen Republik, Deutschland und Österreich soll er auch immer noch vorhandene Kategorisierung und politische Lagerzuweisung hinterfragen.
Die Tagung ist Teil des Forschungsprojektes "Heroischer Nationalismus: Der sudetendeutsche ‚Kameradschaftsbund‘ in der Ersten Tschechoslowakischen Republik (ČSR) und die Konstruktion sudetendeutscher Identität".