Nora Gomringer: "Am Meerschweinchen übt das Kind den Tod"
Sabine Scholl: "Die zweite Haut"
Sie hinterlässt drei Kinder – mir ihre Freundinnen, ihre Bibliothek, ihr Unbehagen. Nora Gomringer schreibt ihr hinterher als vermissende Tochter, als wütende Frau, als verstummte Dichterin und wundert sich, wie wenig sie sich beschwören lässt, wenn sie es will. Sie schreibe über ihre mannigfaltige Mutter, ihre Weisheit und Komik, ihren Mann, die Sache mit den Meerschweinchen und sich.
Die Erzählerin und ihre Brüder werden von ihrer Mutter geradezu eingenäht, wie in eine „zweite Haut“. Anhand einzelner Kleidungsstücke zeichnet Sabine Scholl ein ganzes Leben nach, Armut und Ausgrenzung im oberösterreichischen Dorf, Scham, Mangel an mütterlicher Liebe, aber auch ein Ringen um Emanzipation der Erzählerin als Studentin, Schriftstellerin und Mutter.