Jay Winter (Yale University), einer der führenden Historiker zur Kulturgeschichte des Ersten Weltkriegs, beschäftigt sich seit vielen Jahren auch mit der armenischen Tragödie von 1915. Er stellt in seinem Vortrag in Graz die Möglichkeiten des Erinnerns an den Völkermord in eine vergleichende Perspektive zum historischen Gedächtnis zum Holocaust.
Wie ist Erinnern an die ungeheuren Leiden möglich? Ist das Erinnern an die Todesopfer bei der Bombardierung von Dresden vergleichbar mit dem Erinnern an die Opfer des Warschauer Ghettos? Opfer und Märtyrer, das sind getrennte Begriffe. Und wieviel Platz ist in nationalen Erinnerungskulturen (in der Türkei, in Polen etc.) für unterschiedliche Opfergruppen? Welche Rolle spielen die Religionen mit ihrem Verständnis von zyklischen oder linearen Geschichtsverläufen und ihrem Verständnis des Märtyrertuns?
Diese und natürlich zahlreiche weitere Aspekte werden beim Vortrag von Jay Winter, Ehrendoktor der Karl-Franzens-Universität Graz, angesprochen werden.