In den kriminologischen Diskursen seit dem 19. Jahrhundert spielte die Homosexualität eine bedeutende Rolle. Im Zuge der anthropologischen und biologischen Kategorisierung wurde die sexuelle Orientierung als kriminogener Faktor vermutet. Hier wird deutlich, dass in der Kriminologie nicht nur sogenannte objektive Parameter, sondern auch gesellschaftspolitische und weltanschauliche Faktoren wirksam sind. Anhand des kriminalwissenschaftlichen Umgangs mit Homosexuellen lassen sich auch der Charakter und der Wandel rechtlicher wie sozialer Normen nachvollziehen.
Der Ethnologe und Historiker Hans-Peter Weingand wird in seinem Vortrag einen Bogen von Hans Gross bis Roland Grassberger, von der Jahrhundertwende bis in die 1970er-Jahre spannen.