„Mein Vater war ein Besatzungssoldat. Er hat mich NIE gesehen“, schreibt die Tochter einer Österreicherin und eines französischen Besatzungssoldaten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kamen in Österreich mindestens 20.000 sogenannte Besatzungskinder auf die Welt: als Folge von Liebesbeziehungen, kurzen Affären, „Überlebensprostitution“, aber auch nach von Vergewaltigungen. Sie galten als „Kinder des Feindes“, obwohl die Väter de jure keine Feinde mehr waren. Häufig waren sie – gemeinsam mit ihren Müttern – Diskriminierung und Stigmatisierung ausgesetzt. „Ich wurde immer negativ behandelt, als wäre man als lediges Kind ohne Vater nicht viel wert“, fasst Elisabeth F. ihre Situation als „Fürsorgekind“ zusammen. Ohne Unterhaltszahlungen lebten viele dieser „unvollständigen“ Familien in finanziell prekären Verhältnissen.
Die Suche nach dem leiblichen Vater, nach den sprichwörtlichen eigenen Wurzeln ist für viele der Betroffenen Zeit ihres Lebens ein Thema: „Ich fragte schon sehr früh nach meinem Vater.“ Oft waren sie jedoch von einer Mauer des Schweigens, von Tabuisierungen und Lügen umgeben. Gelingt eine Familienzusammenführung, sind die Aufregung und Emotionalität kaum zu übertreffen.
Verschwiegen, verleugnet, diskriminiert lernten diese Kinder, lange zu schweigen. Doch nun finden einige von ihnen Worte für ihre Geschichte: persönliche Texte, die zum Nachdenken anregen und aus welchen auch für die Gegenwart Erkenntnisse möglich sind.