Armut und Geschlecht.
Armut ist mehr als materieller Mangel. Armut ist ein Relationsbegriff und definiert sich nicht nur vom armen Menschen sondern auch von der Gesellschaft her, in welcher der und die Arme lebt. Armut als soziales Phänomen ist auch ein Thema frühchristlicher Texte. Ausgehend von den biblischen Äußerungen zur Armut versuchen die frühchristlichen AutorInnen ihre Haltung zur Armut zu klären: Armut als weithin sichtbares Faktum in antiken Gesellschaften provoziert Kritik und Abhilfe, Armut als selbst gewählte Lebensform evoziert eine Umdeutung und Aufwertung zum Ideal.
Frauen sind in Gesellschaften mit patriarchalen Strukturen besonders der Verarmungsgefahr ausgesetzt. Dementsprechend ist der literarische Topos von den Witwen als personae miserae weit verbreitet. Doch die Verschränkung von Armut und Geschlecht ist komplexer als es auf den ersten Blick erscheint.
Hildegard König, Dr. theol. habil., Professorin für Kirchengeschichte im Institut für Katholische Theologie der Technischen Universität Dresden. Studium der Germanistik und Theologie in Tübingen, seit 1998 wohnhaft in Chemnitz. Neben der akademischen Tätigkeit Arbeit als TZI-Trainerin, Kolumnistin und Lyrikerin. Vorsitzende des Netzwerkes AGENDA – Forum katholischer Theologinnen e.V.