Zum Vortrag:
Was hat Migration mit Religion zu tun? In österreichischen Debatten wird diese Frage meist darauf reduziert, ob der Islam zu Österreich gehört und Muslime sich in die Gesellschaft integ-rieren. Astrid Mattes stellt in ihrem Vortrag grundsätzlichere Fragen: Wie hängt die Verände-rung religiöser Landschaften mit Wanderungsbewegungen zusammen? Wie verändert eine wachsende Religionsvielfalt die europäischen Gesellschaften und ihre Institutionen? Warum ist Religion im Migrationsdiskurs so präsent? Welche parteipolitischen Strategien führen zur Politi-sierung von Religion in der Einwanderungsgesellschaft? Was haben Migration und Religion mit Wertedebatten zu tun? Zur Beantwortung dieser Fragen werden aktuelle Forschungsergebnisse aus der Migrations- und Religionsforschung aufbereitet und entlang der Blickwinkel der libera-len Theorie, des Sozialkonstruktivismus und des Multikulturalismus diskutiert. Über die Diag-nosen der gegenwärtigen Konflikte um religiöse Vielfalt hinaus werden Zukunftsperspektiven für Gesellschaft, Wissenschaft, Religionsgemeinschaften und Politik skizziert.
Zur Vortragenden:
Astrid Mattes studierte Politik- und Religionswissenschaft in Wien und Limerick. Ihre Disser-tation über die Rolle von Religion in Integrationspolitiken wurde 2016 mit dem Dissertations-preis für Migrationsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ausgezeich-net. Von 2018 bis 2022 war sie am Institut für Stadt- und Regionalforschung der ÖAW in Pro-jekten zu Migration und Freiwilligenarbeit, Deradikalisierung und Zugehörigkeitsverhandlun-gen junger Menschen in der Stadt tätig. Seit 2022 ist sie Tenure Track Professorin für Sozial-wissenschaftliche Religionsforschung an der Universität Wien. - Buchpublikation: Religion und Migration (Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2022).